Barrierefreiheit auf Firmenwebsites

Redaktion: Herr Magyary-Kossa, was genau bedeutet Barrierefreiheit im Web – besonders im österreichischen Kontext?

Stephan Magyary-Kossa: Barrierefreiheit, auch Accessibility genannt, bedeutet, dass alle Menschen Websites und digitale Inhalte problemlos nutzen können – unabhängig von körperlichen, motorischen oder sprachlichen Einschränkungen. In Österreich betrifft das etwa 1,7 Millionen Menschen. Doch auch Menschen ohne Behinderung profitieren, etwa bei schlechter Internetverbindung oder starker Sonneneinstrahlung auf dem Smartphone. Barrierefreie Websites sind grundsätzlich für alle angenehmer zu bedienen.

Redaktion: Ab Juni 2025 tritt der European Accessibility Act in Kraft. Warum ist das ein Wendepunkt?

Stephan Magyary-Kossa: Der EAA bringt klare gesetzliche Anforderungen für viele Unternehmen. Ab diesem Zeitpunkt müssen Firmen mit mehr als 400 Mitarbeitenden ihre digitalen Angebote barrierefrei gestalten. Dazu gehört auch die Benennung einer verantwortlichen Person im Unternehmen. Wer die Anforderungen ignoriert, riskiert hohe Geldstrafen – in Einzelfällen bis zu 80.000 Euro. Und das kann mehrfach verhängt werden, wenn Probleme bestehen bleiben.

Redaktion: Gilt das für alle Arten von Websites?

Stephan Magyary-Kossa: In erster Linie geht es um Unternehmensseiten, die Produkte oder Dienstleistungen digital anbieten – Banken, Versicherungen, Online-Shops oder Software-Anbieter. Kleinere Betriebe mit einfachen Info-Websites sind zunächst ausgenommen. Dennoch lohnt sich Barrierefreiheit auch für sie, denn sie verbessert die Nutzererfahrung, erhöht die Reichweite und steigert die Zufriedenheit der Besucher.

Redaktion: Was muss eine Website erfüllen, um wirklich barrierefrei zu sein?

Stephan Magyary-Kossa: Es beginnt bei der Technik: Der HTML-Code sollte semantisch korrekt aufgebaut sein – also mit klaren Überschriften, sauberen Formularen und gut strukturierten Links. Die Seite muss vollständig mit der Tastatur bedienbar sein. Skip-Links helfen Menschen, direkt zum Hauptinhalt zu springen.

Gestalterisch sind ausreichende Kontraste wichtig. Informationen dürfen nicht nur über Farben vermittelt werden, sondern auch durch Symbole oder Texte. Das Layout sollte auf allen Geräten gut funktionieren.

Und dann sind da die Inhalte: Alternativtexte für Bilder, klare Sprache, strukturierte Texte, und bei Videos – Untertitel. All das macht eine Website wirklich inklusiv.

Redaktion: Gibt es Tipps für Unternehmen, die jetzt starten möchten?

Stephan Magyary-Kossa: Ein einfacher Einstieg ist der Tastatur-Test. Versuchen Sie, Ihre Seite nur mit Tab und Enter zu bedienen. Wo hakt es? Außerdem helfen Tools wie der WAVE Accessibility Checker. Am besten ist es aber, betroffene Menschen oder Fachleute direkt einzubeziehen – sie erkennen Barrieren oft viel schneller.

Wichtig ist: Barrierefreiheit sollte von Anfang an mitgedacht werden. Nachträgliche Anpassungen sind deutlich aufwendiger und teurer.

Redaktion: Was passiert, wenn Unternehmen die Anforderungen ignorieren?

Stephan Magyary-Kossa: Dann drohen zunächst Verwarnungen, später Geldstrafen – bis zu 80.000 Euro pro Verstoß. Das Sozialministerium wird stichprobenartig kontrollieren, ob Websites barrierefrei sind. Zusätzlich können Nutzer Beschwerden einreichen, wenn sie auf unüberwindbare Barrieren stoßen.

Redaktion: Und was ist mit Tools wie Overlays – sind die eine schnelle Lösung?

Stephan Magyary-Kossa: Overlays oder Plugins können manchmal helfen, sind aber keine echte Lösung. Viele davon sind mit Screenreadern nicht vollständig kompatibel. Wirkliche Barrierefreiheit muss direkt im Code verankert sein.

Redaktion: Wie hoch sind die Kosten für eine barrierefreie Umsetzung?

Stephan Magyary-Kossa: Wer von Anfang an barrierefrei plant, spart langfristig. Die Mehrkosten sind dann gering. Teuer wird es erst, wenn man bestehende Seiten umfassend anpassen muss – da sprechen wir von 20 bis 30 Prozent Mehraufwand.

Redaktion: Braucht man ein offizielles Zertifikat?

Stephan Magyary-Kossa: Zertifikate wie das Web Accessibility Certificate Austria (WACA) sind sinnvoll, aber nicht vorgeschrieben. Wichtiger ist, dass die Richtlinien eingehalten und dokumentiert werden.

Redaktion: Was raten Sie Unternehmen mit sehr umfangreichen Websites?

Stephan Magyary-Kossa: Am besten ist ein schrittweiser Ansatz. Man beginnt mit den wichtigsten Bereichen – also Startseite, Kontakt, häufig genutzte Produktseiten – und arbeitet sich dann weiter vor. Das ermöglicht eine klare Budgetplanung und kontinuierliche Verbesserung.

Redaktion: Und welche Unterstützung bieten Sie konkret an?

Stephan Magyary-Kossa: Wir begleiten Unternehmen ganzheitlich – vom ersten Konzept bis zur Umsetzung. Das heißt: Designberatung, technische Entwicklung, Schulungen, Audits und kontinuierliche Betreuung. Unser Ziel ist es, nicht nur gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, sondern echte Teilhabe zu ermöglichen. Wer möchte, kann sich ganz unverbindlich bei uns informieren.

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